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24 février 2007

Josef Stalin, Superstar

Wenn Geschichte zur Seifenoper wird: In der russischen Fernseh-Serie "Stalin.Live" gibt der Diktator mehr den Theologen als den Tyrannen


Der Mann zitiert aus der Bibel und manchmal wiegt er sein Haupt so nachdenklich wie der Weihnachtsmann. Er könnte ohne Probleme den Leihopa spielen, doch Produzent Grigorij Ljubomirow hat ihm eine andere Rolle zugedacht: die des russischen Diktators Josef Stalin. Unter dem Titel Stalin.Live startete auf dem russischen Fernsehsender NTW eine Serialiti über ihn, eine Kreuzung aus Reality Show und Seifenoper, wie Ljubomirow selbst sagt.

Man schaltet ein und reibt sich die Augen - so einen Stalin hat die Welt noch nicht gesehen. Auf dem Bildschirm erscheint kein tobender Tyrann, sondern ein introvertierter Intellektueller. Äußerlich über-entspricht er dem historischen Vorbild. Der georgische Schauspieler David Giorgobijani wirkt in seiner Stalin-Rolle, als sei er gerade einem Mausoleum entsprungen oder zumindest dem Kabinett von Madame Tussaud. Über seinem Wachsgesicht kleben dicke Augenbrauen, unter dem Schnauzbart nuschelt er lange innere Monologe.

In den 40 Folgen der Serie, die alle 1953, im Todesjahr Stalins, spielen, erinnert sich der Diktator an zentrale Stationen seiner Biografie. Reumütig. Schattenseiten der Stalin-Ära werden höchstens zurückhaltend in Szene gesetzt: Ein Junge darf nicht mehr zu den Pionieren, weil sein Vater sich beim Regime unbeliebt gemacht hat; Ärzte wagen es nicht, hohen Tieren schlechte Diagnosen zu stellen. Stalin.Live ist eine langatmige Seifenoper mit melancholischer Musik, deren dramaturgischer Bogen gnadenlos überspannt wird. In den russischen Medien stößt die Serie auf wenig Gegenliebe. Vernichtende Kritik übt etwa die Nowaja Gaseta: Man habe den Diktator "flaumig" in Szene gesetzt, die Serie käme über puren Voyeurismus nicht hinaus. Und tatsächlich kennt sich Ljubomirow damit aus, allzu neugierig in anderer Leute Leben zu schauen. Er konzipierte auch die NTW-Serie Rubljowka Live über das Leben reicher Russen auf der legendären Moskauer Chaussee und produzierte die Reality-Show Hinter Glas, die russische Antwort auf Big Brother.



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